Polizei geht – LOLA kommt! Wie alles anfing…80er Jahre

Plakat LOLA kommt 19911986 wird bekannt, dass die beiden bisherigen Bergedorfer Polizeiwachen zugunsten einer Großraumwache am Sander Damm frei werden sollen. Dies sieht eine kleine Gruppe Unentwegter in Sachen Kultur und Aufbruch in Bergedorf als Chance, große Ideen endlich Wirklichkeit werden zu lassen: Bergedorf braucht ein Kulturzentrum!!

Im Januar 1989 gründet sich die Initiative für ein Stadtteilkulturzentrum in Bergedorf. Viele der Aktiven entstammen der Szene um das selbstverwaltete Jugendzentrum Unser Haus e.V. Sie sehen ihrem Taten- und Entfaltungsdrang zu enge Grenzen gesetzt – wollen mehr Kultur, eine größere Zielgruppe, mehr Altersgruppen ansprechen, eine breitere Basis für ihr Tun…

Die 1989 anstehenden Wahlen zur Bezirksamtsleitung machen es möglich: Die Grünen fordern für die Wiederwahl der damaligen Bezirksamtsleiterin Christine Steinert ein Gebäude für ein Stadtteilkulturzentrum. Die SPD lässt sich letztlich darauf ein und bringt als Vorschlag die alte Polizeiwache in der Lohbrügger Landstraße ein.

Der inzwischen neugegründete Verein bekommt den Zuschlag für das Gebäude und benennt sich nach der Straße LO(hbrügger)LA(ndstraße) – die Geburtsstunde vom Kulturzentrum LOLA!

 

Einzug 1992

Anstoßen zur Saaleinweihung1992 kann die Polizei endlich in die neue Zentralwache umziehen. Am 7.10.1992 erfolgt die Schlüsselübergabe an LOLA e.V. Die drei neuen jungen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, alles mutige Kämpferinnen für das Gute, sind rund um die Uhr am Werk. Mit viel ehrenamtlicher Hilfe werden Wände durchgebrochen, alte Zellen abgerissen, Büro- und Behördendunst hinaus gefegt, Fußböden verlegt, Räume eingerichtet und erste Programmaktivitäten entwickelt: Konzerte, Klassik, Kindertheater, Infoveranstaltungen, erste Hausräte, Initiativentreffen, Diskussionen mit der Basis, Streit. Manchmal liegen die Nerven blank, aber immer geht es zügig voran und der Elan ist ungebrochen.

 

Endlich ist der Saal fertig - 1994

Saalanbau 19941994 erfolgt die Einweihung des Veranstaltungssaals. Nun muss man nicht mehr ständig auf den Park oder andere externe Orte ausweichen. Jetzt können auch größere Veranstaltungen endlich in der LOLA selbst stattfinden. Zudem wird die große Spendenkampagne „Parkett statt Beton“ ins Leben gerufen und eingenommene 22.000 DM ermöglichen den Einbau eines voll schwingbaren Parkettbodens. Professionelle Tanzensembles wie das russische Do-Teatr wissen es zu schätzen.

 

LOLA wächst 2004

Saalerweiterung 2004

Der Saal wird erweitert.

Das Programm wird nun immer vielfältiger und umfangreicher. Auch die Nachfrage nach Gruppenangeboten, Kursen und Workshops steigt kontinuierlich. Nebenher ist LOLA ständig in Kooperationen unterwegs, nimmt teil an zahlreichen Gremien in Hamburg, ist aktiv im Landesrat der Kulturbehörde und im Hamburger Dachverband Stadtkultur. LOLA wächst all die Jahre stetig, sogar räumlich (ein weiterer Saalanbau erfolgt 2004). Leider wächst über viele Jahre die institutionelle Förderung nicht mit und somit kann auch die Personaldecke kaum wachsen. Es wird mit fast derselben Mitarbeiter*innenzahl immer ausufernder gearbeitet. Dieses Problem wächst proportional zur stetig wachsenden Nachfrage mit. Die Einnahmen ermöglichen immerhin kleine Personalaufstockungen im Teilzeitbereich, die größtenteils eigenfinanziert sind. Inzwischen gibt es einen Booker für das Konzertprogramm, eine weitere Teilzeitkraft organisiert Kurse und Workshops, eine sechste Person organisiert neben anderem die Angebote für Kinder.

 

East Side Story führt zum Stadtteilkulturpreis 2007-2009

East Side StoryAb 2007 nimmt eine weitere Idee mit einem großen künstlerischen Schwerpunkt Fahrt auf: Kulturelle Impulse für Kinder und Jugendliche im Stadtentwicklungsgebiet Lohbrügge Ost. LOLA entwickelt die East Side Story, ein auf Lohbrügge bezogenes Geflecht von Kulturprojekten in Kooperation mit 8 Schulen aus dem Quartier. In einem Film auftreten, tanzen lernen, Theater- und Puppenspiel, lebensgroße Skulpturen bauen, bei einem Geschichtswettbewerb mitmischen – Träume, die für viele Jugendliche in Lohbrügge in Erfüllung gehen. Das Senatsprogramm Lebenswerte Stadt Hamburg macht es möglich. Im Fokus stehen Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien des Quartiers. LOLA erreicht mehr als 3.000 Kinder mit der East Side Story. Fulminante Aufführungen finden eine begeisterte Öffentlichkeit. Im Jahr 2009 erhält LOLA für diesen erfolgreichen sozialen wie künstlerischen Kraftakt den Hamburger Stadtteilkulturpreis.

 

Gründung des KIKU Kinderkulturhauses 2010/11

KIKU - Kinderkulturhaus Lohbrügge

KIKU - Kinderkulturhaus Lohbrügge

Aus dem Erfolg der East Side Story erwächst ein neues Großprojekt mit eigenem Standort. Im Jahr 2010 gibt der Senat grünes Licht für das KIKU Kinderkulturhaus am Lohbrügger Markt. LOLA wird Gesellschafterin der neuen Institution. Kulturelle Bildung, Sprachbildung und Integration – das sind die Schlagworte im Claim der neuen Einrichtung. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit findet sich im Bereich Deutsch als Zweitsprache. Über 80% der „KIKU-Kinder“ sprechen zu Hause eine andere Herkunftssprache. Das KIKU unterstützt sie auf ihrer Bildungslaufbahn. Beide Häuser sind institutionell und personell eng verbunden. LOLA hat damit einen wichtigen Außenstandort für Bildungsarbeit ermöglicht.

 

Max Brauer Preis 2017

Der Erfolg hält an. Im Jahr 2017 erhält LOLA für das Gesamtwerk den renommierten Max-Brauer-Preis.

In der Begründung der Jury heißt es:

„Eine lebendige urbane Kultur zeichnet sich durch Vielfalt, Reibung und Gegensätze aus. Das Kulturzentrum LOLA steht für die kreative Vielfalt und Offenheit, die ein Stadtteilkulturzentrum im besten Falle haben kann. Beherbergt in der ehemaligen Polizeiwache im Stadtteil Lohbrügge ist LOLA seit der Gründung 1992 zum bekanntesten Kulturanbieter in Bergedorf und Umgebung avanciert.

Mit dem Aufbau des KIKU (Kinderkulturhaus Lohbrügge) 2011 hat sich LOLA abermals im Bereich der (inter)kulturellen Bildung professionalisiert. Seit nunmehr 25 Jahren leistet LOLA eine unschätzbar wichtige kulturelle wie soziale Arbeit für den Stadtteil und ist Treffpunkt, Plattform und ‚Heimathafen‘ für zahlreiche Initiativen, Gruppen und Bewohner.“

 

Ein wenig Entspannung seit 2018

LOLA auf Instagram

LOLA auf Instagram

Nach zähem Verhandeln und viel Überzeugungsarbeit hat Die Freie und Hansestadt Hamburg endlich ein Einsehen. Es gibt eine Erhöhung der institutionellen Förderung im Bereich der Rahmenzuweisung soziokultureller Zentren. Für LOLA bedeutet das endlich ein wenig finanzielle Entlastung vom immerwährenden, langsam sich auch gesundheitlich auswirkenden Leistungsdruck. Ein Quantensprung erfolgt 2019: die seit vielen Jahren geforderte 20-Stunden-Stelle „Assistenz Öffentlichkeitsarbeit“ kann endlich geschaffen und besetzt werden. Eine junge Kraft kümmert sich nun um Social Media, digitale Tools der Öffentlichkeitsarbeit und bringt den Relaunch der LOLA-Website auf den Weg.

 

Ein Jahr mit Corona 2020

Der LOLA Chor probt online

Der LOLA Chor probt online

Was Ende 2019 noch ein Thema der Nachrichten aus dem fernen China ist, erreicht im Feburar 2020 Hamburg: der Ausbruch des Corona-Virus (Covid-19). Die Ereignisse überschlagen sich und Mitte März schließlich kommt es zum weitestgehenden Stillstand des öffentlichen Lebens - auch LOLA muss die Türen für den Publikumsverkehr schließen. Es folgen Monate des Verordnungenwälzens, des Anträgeschreibens, des Neuorientierens. Ob Besprechungen, Veranstaltungen oder Chorproben: Vieles verlagert sich ins Digitale und wird mit viel Engagement und dem Willen, sich durch die erschwerten Bedingungen nicht ausbremsen zu lassen, ermöglicht. Bereits am 9. April kann dank der guten Zusammenarbeit mit der Bergedorfer Zeitung des erste Livestream aus der LOLA in die Wohnzimmer des Publikums gesendet werden. Weitere Streams, Hybridkonzerte sowie Veranstaltungen und Kurse mit deutlich reduzierten Teilnehmer*innenzahlen bestimmen unseren Arbeitsalltag zwischen Schließung und teilweiser Öffnung.

 

Die Geschichte geht weiter…